Der Umgang mit Corona

Corona und auch sonst – die Welt spielt verrückt. Als Gesellschaft sind wir nach wie vor gefordert einen gemeinsamen Umgang zu finden – der uns allen Un­sicherheiten zum Trotz – lebens-bejahend in die Zukunft blicken lässt. Als Kulturveranstalter*innen haben wir die Verantwortung und die Chance, in dieser verrückten Zeit mit Räumen und Projekten für Diskussionen, Auseinandersetzungen, Lösungsansätze, Alternativen und Wohlbefinden zu sor­gen.

 

Seit Frühling 2020 winden wir uns rund ums Absagen, Verschieben und Neudenken von Konzerten, Theaterstü­cken, Festivals, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Tagungen. Und immer wieder kommt natürlich die Frage auf, wie es mit dem lieben Geld weitergeht. Bis jetzt hat unser «Heiteres Kässeli» Glück im Unglück. Zum einen durften wir in der Pandemie auf die Unterstützung durch die öffentliche Hand zählen, zum anderen haben wir über die letzten Jahre einiges an Reserven angespart – gleichzeitig aber auch an unseren tiefen Löhnen abgespart – um so ein Polster für härtere Zeiten anzulegen. Dennoch fragen wir uns immer wieder, wie lange das so noch gut gehen kann. Für das Kollektiv Frei_Raum, die Heitere Fahne aber auch für andere Kulturinstitutionen und Künstler*innen.

 

Die Unsicherheit macht manchmal träge und traurig, hält uns aber gleichzeitig beweglich und erfinderisch. Immer wieder fehlen uns die Begeg­nungen und der Austausch mit Künstler*innen, Co-Veranstalter*innen, Besucher*innen und anderen Menschen, die in der einen oder anderen Form in unser Haus wirken. Dadurch wird umso deutli­cher, wie sehr das Andere fehlt, das Aussen, die Bühne, das «grosse» Publikum. Der Abgleich, der Widerstand, die Sanftmut, die Leidenschaft, die Begegnungen und das Denken im Aussen haben unserem Wirken bis vor Corona die gemeinsame Identität geschaffen, die in den letzten eineinhalb Jahren sehr gelitten hat. Das kollektive und inklusive Kulturhaus wird somit zum Spiegel für die individuellen Erfahrungen und Empfindungen rund um Angst, Isolation und Einsamkeit und hat gleichzeitig die Kraft, Alternativen und Perspektiven zu schaffen.

 

Das Wissen, dass die Pandemie mit jeder weiteren Welle nicht einfach überstanden ist, dass es immer wieder darum geht, einen angemessenen Umgang zu finden, Hygieneregeln einzuhalten, persönliche Kontakte zu beschränken oder dass eine Öffnung für die bunte Masse zum falschen Zeitpunkt nicht verantwortungsvoll sein könnte, steht im Widerspruch zu unserem grossen Wunsch, nach aussen zu treten und mit offenen Türen für Besucher*innen und Künstler*innen da zu sein. Trotzdem soll es irgendwie weitergehen. Wir haben immer noch Lust auf Arbeit, auf Horizonterweiterung, auf Kultur, auf Zusammenkommen und auf Tanzen…! Dafür wollen wir beweglich und erfinderisch bleiben – immer mit der verrückten Hoffnung im Herzen, dass die Kultur in dieser und jener Form weiterlebt – auch die Frei_Raum und Heitere Fahne Kultur!

So bedanken wir uns bei allen besuchenden, mitwirkenden und verbundenen Menschen für die Flexibilität, Solidarität und Nachsicht in diesen Zeiten. Und wir tüfteln weiter! Seit Frühling 2020 – dem ersten Lockdown – arbeiten wir immer wieder an neuen Kulturprodukten und -formaten als Alternative zu unserem regulären Kulturprogramm, das nicht immer in gewünschter Form und manchmal gar nicht mehr stattfinden kann (mehr dazu im Kapitel «Die Kultur des Kollektivs Frei_Raum).

Ohrenkuss

Ein Corona-Hörstück produziert vom Heitere Theateratelier «Crealcoker» mit Unterstützung von Christine Hasler: